Während bald zehn Jahren führt Goldschmiedin Monica Keist in Laufen BL ihr hübsches Atelier mit Verkaufslokal. Nun hat sie sich entschieden, nochmals einen neuen Weg einzuschlagen. Da ihre „Alles ausser gewöhnliche Goldschmiede AG“ gut läuft und die treue Kundschaft über den bevorstehenden Verlust traurig ist, erhofft sich Monica Keist, eine Nachfolgelösung zu finden.
Gold’Or: Monica Keist, Sie sind erst 54 Jahre alt. Warum haben Sie sich entschieden, das Geschäft aufzugeben?
Monica Keist: Vor zwei Jahren hatte ich eine sogenannte Frozen Shoulder, die mir höllische Schmerzen bereitete. Erst nach vielen Monaten und Medikamenten hat sich die Situation verbessert. Im vergangenen Frühling folgten Beschwerden bei der anderen Schulter. Ich hatte erfahren, dass Brennnesseln helfen können. Also rieb ich solche an der betroffenen Stelle ein. Tatsächlich ging es nicht lange, und die Schmerzen sind bis heute verschwunden. Ich konnte es kaum glauben. Für mich war das ein Anstoss, mich vermehrt mit Heilkräutern auseinanderzusetzen. Inzwischen ist das Thema zu meiner Passion geworden und ich habe gemerkt, dass mir neben dem Beruf nicht genug Zeit bleibt, mich vertiefter damit zu befassen. Ich bin nun im Alter, in dem man handeln sollte, wenn man nochmals etwas Neues anpacken will. Also habe ich auf mein Herz gehört und im Sommer diese Entscheidung getroffen.
Wieso sollte ein Goldschmied genau Ihr Geschäft übernehmen?
Das Atelier mitten in Laufen befindet sich an bester Lage. Konkurrenz gibt es kaum und das Einzugsgebiet ist riesig. Die Mietbedingungen sind fair und eine Fachperson kann sich hier, abseits der hohen Dichte der Goldschmiedeateliers in Basel, verwirklichen.
Wie stellen Sie sich die Nachfolge vor?
Meine Wunschvorstellung wären entweder zwei junge Goldschmiedinnen, die sich das Geschäft teilen, oder ein Goldschmied, der im Vollpensum arbeitet. Die Personen sollten kompetent und zugänglich sein, sich auf die Wünsche der Kundinnen und Kunden einlassen und diese mit Kreativität überraschen können.
Können Kundenstamm und die Einrichtung übernommen werden?
Falls erwünscht, kann meine Nachfolge in ein „gemachtes Nest“ sitzen, wie man so schön sagt. Den Kundenstamm mit rund 700 Adressen sowie die Einrichtung und einige Maschinen und Werkzeuge würde ich weitergeben.
Wie sieht es mit dem Schmuckinventar aus?
Auch das Schmucklager werde ich auf Wunsch einer Nachfolge überlassen. Um die Investitionen im Rahmen zu halten, könnten die Stücke in Konsignation übernommen werden, das heisst, dass die Bezahlung erst nach dem Verkauf erfolgt.
Wann wollen Sie das Geschäft schliessen?
Geplant ist, dass das Atelier spätestens Ende März 2026 geschlossen wird. Wenn jemand vorher einsteigen möchte, ist das kein Problem. Ich werde meine Kundschaft bald zu einem Apéro einladen, um sie zu informieren.
Wären Sie bereit, eine allfällige Nachfolgerin einzuarbeiten?
Ja klar, sicher könnte ich beim Start helfen, wenn das jemand wünscht. Ich kann mir auch vorstellen, später bei Ferienabwesenheiten oder Krankheitsfällen einzuspringen.
Was liegt Ihnen für die Zukunft des Geschäfts am Herzen?
Es liegt mir sehr am Herzen, dass meine treuen Kundinnen und Kunden weiterhin eine Fachperson ihres Vertrauens haben, wenn es um neue Schmuckstücke, Änderungen oder Reparaturen geht.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne ohne das Geschäft aus?
Ich sehe mich jetzt auf dem Weg von der Goldmarie zur Kräuterhexe (lacht). Wie erwähnt, werden Wild- und Heilkräuter künftig eine zentrale Rolle in meinem Leben spielen. Wir haben einen riesigen Garten, wo wir schon Heilkräuter gepflanzt haben. Zudem will ich auch vermehrt für meine betagten Eltern da sein und ihnen damit für ihre grosse Unterstützung, die sie mir in allen Belangen entgegengebracht haben, etwas zurückgeben. Ich werde das Goldschmieden nicht ganz aufgeben, dafür liebe ich diesen Beruf viel zu sehr. In den Wintermonaten oder wenn ich Lust habe, werde ich meiner Kreativität weiterhin freien Lauf lassen.
Daniela Bellandi

